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Feministische Mediation: Habe ich den Matilda-Effekt selbst erlebt - oder war das einfach nur struktureller Sexismus?

Der Matilda-Effekt beschreibt, dass Leistungen von Frauen unsichtbar gemacht oder Männern zugeschrieben werden. Je mehr Frauen leisten, desto stärker profitieren oft die Männer um sie herum und desto weniger Anerkennung bleibt bei den Frauen selbst.

Neulich habe ich überlegt: Habe ich den Matilda-Effekt selbst erlebt  oder zeigt meine Erfahrung „nur“, wie sehr Care-Lasten Frauen Chancen nehmen können und wie festgefahren und unfair unsere strukturellen Realitäten sind?


Vor einigen Jahren engagierte ich mich ehrenamtlich im Vorstand eines internationalen Mediationsvereins. Durch dieses Engagement wurde mir ein spannender Auftrag angeboten: eine Schulung von internationalen Mediator:innen in Pakistan. Für mich war das eine wertvolle Anerkennung und eine spannende Chance, die ich in dem Moment leider ablehnen musste, weil ich als Patchwork-Mutter neben meiner Arbeit auch zu Hause allein die Verantwortung für mehrere Kinder und den gesamten Haushalt trug.


Ein männlicher Kollege erfuhr von diesem Angebot, fragte aktiv nach und zeigte Interesse, den Auftrag zu übernehmen. Selbstverständlich vermittelte ich ihn dann auch, weil ich wusste, dass er den Auftrag professionell und begeistert umsetzen würde. Er führte die Schulung erfolgreich durch, berichtete später viel darüber - stellte es allerdings so dar, als sei der Auftrag an ihn herangetragen worden. Enttäuschend war für mich, dass ich in diesem Narrativ gar nicht mehr vorkam und er sich bis heute offenbar nicht mehr daran erinnert, wie er zu diesem Auftrag kam.

Ist das nun ein klassischer Fall des Matilda-Effekts, also das Unsichtbarmachen von Frauenleistungen, (meinem unentgeltlichen Engagement) zugunsten von Männern? Oder zeigt es einfach nur die strukturelle Realität, in der wir leben: dass Care-Arbeit meine Beweglichkeit einschränkte und Anerkennung auf diese Weise unweigerlich verrutschte? Vielleicht ist es beides.


Ich erzähle diese Geschichte nicht als Abrechnung. Sie steht vielmehr exemplarisch für ein Muster, das in vielen Bereichen wirksam ist. Es zeigt, wie eng Fragen von Care-Arbeit, Geschlechtergerechtigkeit und Anerkennung miteinander verwoben sind. Und dass es Fairness und Transparenz braucht, wenn wir Leistungen benennen - ob in Wissenschaft, in Organisationen oder in der Mediationslandschaft. 


PS: Auch hier könnte feministische Mediation einen Beitrag leisten. 



Meine Leseempfehlung zu diesem Thema ist “Beklaute Frauen” von Leonie Schöler.
Meine Leseempfehlung zu diesem Thema ist “Beklaute Frauen” von Leonie Schöler.

 
 
 

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