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Feministische Mediation

Wenn ein feministischer Blick in der Mediation die Basis ist – können wir dann von feministischer Mediationsprechen?


Für mich bedeutet dieser Blick, Konflikte nicht nur auf der Sachebene zu betrachten (was ich sowieso nicht tue), sondern konsequent auch die Beziehungs- und Strukturebene mitzudenken. Konflikte entstehen nie isoliert. Sie sind eingebettet in Rollenbilder, unausgesprochene Erwartungen, gesellschaftliche Rahmenbedingungen und oft auch in Machtgefälle, die nicht auf den ersten Blick sichtbar sind.


Feministische Mediation heißt für mich: Diese Dynamiken bewusst zu machen, ohne zu bewerten oder zu verurteilen. Privilegien sichtbar zu machen und Marginalisierung anzusprechen, ohne die Betroffenen auf diese Erfahrung zu reduzieren. Es geht um Verstehen statt um Schuldzuweisung und um das Erkennen der Ausgangsbedingungen, die den Konflikt prägen.

Dabei ist auch Intersektionalität zentral: Menschen bringen immer mehr als nur eine Zugehörigkeit oder Identität mit. Geschlecht, Herkunft, Alter, sexuelle Orientierung, Gesundheit, Bildung, ökonomischer Status - all das kann sich überschneiden und im Konflikt verstärken. Feministische Mediation betrachtet diese Überschneidungen bewusst, weil sie erklären können, warum Konflikte für einzelne Beteiligte so unterschiedlich wirken.


Mögliche Fragen, die sich stellen:

  • Wer spricht und wer bleibt leise?

  • Wessen Perspektiven finden Gehör und wessen eher nicht?

  • Welche Annahmen, Zuschreibungen oder ungeschriebenen Regeln beeinflussen das Miteinander?

  • Wie können wir den Raum so gestalten, dass wirklich alle auf Augenhöhe verhandeln können?

  • Was davon liegt in der Verantwortung derer, die da miteinander sprechen und was liegt außerhalb und ist nicht direkt veränderbar, aber vielleicht verstehbar?


In meiner Arbeit beginne ich immer dort, wo Verständigung wachsen kann: bei der Beziehung und dem Umgang der Konfliktparteien. Wenn diese Grundlage stabil ist, öffnen sich Möglichkeiten, die Strukturen zu betrachten und wenn nötig, zu verändern: Arbeitsabläufe, Entscheidungsprozesse, Rollenverteilungen.Abschließend richtet sich der Blick auf die größeren Fragen: Sinn und Purpose, Fairness und Gerechtigkeit, die langfristige Ausrichtung.


Feministische Mediation will nicht „weichspülen“. Sie will benennen, sichtbar machen, Raum geben und die Energie, die in Konflikten steckt, nutzen. Für Vereinbarungen, die tragfähig sind. Für Strukturen, die gerechter werden. Für ein Miteinander, das Unterschiede respektiert und Gleichwertigkeit lebt.

Passt der Begriff Feministische Mediation?

Ich finde schon.


ree

 
 
 

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