Die Kunst des Unvollkommenen – wenn Selbstfürsorge zur Entscheidung wird
- Zoë Schlär
- 12. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Es ist dieser eine Moment. Ein kurzes Innehalten. Eine kleine Pause zwischen Impuls und Antwort. Eine Millisekunde der Klarheit. Und dann: ein leises, aber kraftvolles Nein.
Sie sitzt mir gegenüber – eine Frau, die auf den ersten Blick alles im Griff hat. Karriere, Team, Familie. Eine, die funktioniert. Die Verantwortung übernimmt. Die sich kümmert.Und gleichzeitig: Eine, die fast unsichtbar geworden ist in ihrem eigenen Alltag.
Die Pflege der Mutter.Der Sohn, der gerade herausfordert.Der beruflich oft abwesende Partner.Der Hund. Der Garten. Der Verein. Die Freundinnen.Und mittendrin – oder besser: irgendwo dazwischen – sie selbst.
Was bedeutet eigentlich Verantwortung?Ist es das Abarbeiten von To-dos, das Erfüllen von Erwartungen?Oder ist es auch die Fähigkeit, innezuhalten und zu fragen: Was brauche ich? Was ist jetzt gut für mich?
Im Coaching haben wir begonnen, genau hierhin zu schauen. Stück für Stück.Mit jedem Gespräch wurde ihr Blick klarer. Als wir über ihre Prioritäten sprachen, kam zum ersten Mal ein echtes Lächeln. Kein pflichtbewusstes, kein höfliches – sondern eines, das von innen kam.
„Muss es wirklich immer perfekt sein?“, fragte ich.Und es war, als hätte ich einen stillen Glaubenssatz erschüttert.Ja – genau darum ging es.
Der Schlüssel lag nicht im Noch-Mehr, sondern im Weniger.Im bewussten Nicht-Tun.In der Erlaubnis, dass nicht alles perfekt sein muss.Dass der Rasen auch mal wachsen darf.Dass das Abendessen nicht selbst gekocht sein muss.Dass sie nicht überall gleichzeitig sein kann.
Ein Nein zur Perfektion – als Ja zu sich selbst.
Es war ein Prozess.Zuerst zögerlich.Dann mutiger.Ein Abend ohne Hausarbeit.Eine nicht perfekt gebügelte Bluse.Eine Woche, in der der Garten einfach Garten sein durfte.
Selbstfürsorge ist keine Schwäche.Sie ist gelebte Verantwortung.Für sich. Für andere. Für das, was wirklich zählt.
Veränderung beginnt nicht im Großen.Sondern im kleinen Moment der Ehrlichkeit sich selbst gegenüber.
Wenn du dir diesen Raum schaffen möchtest, begleite ich dich gern.

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